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Von: Yannick Wild (Bauingenieur, Holzbauingenieur)

Stand: 07.11.2024

Was kostet ein Statiker für den Neubau oder der Erweiterung eines Gebäudes?

Beim Neubau oder der Erweiterung eines Gebäudes ist ein Statiker oft unerlässlich, um die strukturelle Sicherheit zu gewährleisten. Bauherren möchten verständlicherweise im Voraus wissen, was ein Statiker kostet und welche Statiker Kosten konkret auf sie zukommen. Dieser Artikel erklärt die wichtigsten Kostenfaktoren und erläutert, wie die Honorarordnung für Architekten und Ingenieure (HOAI) bei der Berechnung der Kosten für einen Statiker herangezogen wird. Zusätzlich geben wir wertvolle Tipps zur Kostensenkung bei der Tragwerksplanung.

Das Wichtigste in Kürze

  • Notwendigkeit eines Statikers: Fast immer erforderlich bei Eingriffen in die Bausubstanz.
  • Fachdisziplin: Viele Statiker spezialisieren sich auf ein Fachgebiet. Bei der Wahl eines Statikers sollte darauf geachtet werden.
  • HOAI: Bietet Orientierung, ist aber nicht mehr bindend.
  • Anrechenbare Kosten: Entscheidend für die Kostenermittlung.
  • Leistungsumfang: Individuell vereinbaren, was der Statiker leisten soll.
  • Steuerliche Absetzbarkeit: Kosten sind steuerlich absetzbar.

Wann ist ein Tragwerksplaner notwendig?

Die Notwendigkeit eines Statikers hängt von verschiedenen Faktoren wie dem Bundesland und den spezifischen Landesbauordnungen ab. Bei Ein- und Mehrfamilienhäusern der Gebäudeklassen 1-3 können unter bestimmten Umständen ein Architekt oder Handwerksmeister das statische Konzept entwerfen. Für höhere Gebäudeklassen und Sonderbauten sind jedoch die Kosten für einen Statiker gerechtfertigt, da ein Bauingenieur mit Spezialisierung auf Tragwerksplanung zwingend erforderlich ist. In einigen Fällen muss die Statik zusätzlich durch einen externen Prüfstatiker überprüft werden, um alle sicherheitsrelevanten Anforderungen zu erfüllen.

Orientierungshilfe zur Notwendigkeit eines Statikkonzepts

Ob ein Statikkonzept erforderlich ist, hängt vom Umfang und der Schwere des Bauprojekts ab (siehe §61 Musterbauordnung (MBO) von 2019). Zwei wichtige Fragen bieten eine Orientierung:

  • Ist eine Genehmigung des Umbaus durch die Baubehörde erforderlich?
  • Besteht durch das Bauwerk oder dessen Errichtung eine erhöhte Gefährdung für Menschen und Tiere oder eine potenzielle Beeinträchtigung der Öffentlichkeit?

Wenn eine dieser Fragen mit „Ja“ beantwortet wird, sollte ein erfahrener Statiker zur Prüfung und Planung der Statik hinzugezogen werden. In solchen Fällen können auch Kosten für die Statik anfallen, die sich je nach Projektgröße und Anforderungen unterscheiden. Bei einer Verneinung können qualifizierte Handwerksfirmen in der Regel nach den allgemein anerkannten Regeln der Technik bauen, ohne dass ein umfassendes Statikkonzept erforderlich ist.

Welcher Tragwerksplaner ist der richtige für das Bauprojekt?

Es gibt verschiedene Fachgebiete in der Statik, daher ist es wichtig, den passenden Experten für das Bauprojekt auszuwählen. Die häufigsten Fachgebiete von Tragwerksplanern sind:

  • Tragwerksplanung für Holzbau: Diese Statiker sind auf Holzkonstruktionen, wie dem Holztafelbau und deren Verbindungsmittel wie Schrauben, Nägel und Anker spezialisiert. Sie kennen sich auch mit Teilen des Stahlbaus aus und sind bei Projekten hilfreich, die eine stabile Holzstruktur erfordern. In solchen Fällen können die Kosten für einen Statiker je nach Projekt variieren.

  • Tragwerksplanung für Massivbau: Diese Experten konzentrieren sich auf Stahl- und Stahlbetonkonstruktionen und sind für Bauvorhaben geeignet, bei denen massive Strukturen und hohe Traglasten erforderlich sind. Die Statiker Kosten für solche Projekte hängen von der Komplexität der Konstruktion ab.

  • Planer für Grundbau: Oft sind dies Geologen oder Bauingenieure, die sich auf die Tragfähigkeit des Untergrunds spezialisiert haben. Sie stellen sicher, dass der Untergrund stabil ist, um Setzungsschäden zu vermeiden und die langfristige Stabilität des Bauwerks zu gewährleisten. Auch hier sollten die Kosten für die Statik im Voraus besprochen werden.

Tipp zur Wahl des richtigen Statikers

Es ist wichtig, einen Statiker mit der passenden Spezialisierung für das Bauprojekt zu beauftragen. Besonders im Ingenieurholzbau kann es zu Problemen kommen, wenn ein Tragwerksplaner aus dem Massivbau wichtige Details vernachlässigt. Die richtige Wahl des Fachspezialisten gewährleistet eine sichere und stabile Konstruktion und reduziert potenzielle Risiken während der Bauphase.

Was ein Statiker kostet

Um die Frage der Kosten für einen Statiker zu beantworten, müssen drei wesentliche Faktoren betrachtet werden.

HOAI und Preisgestaltung für Statikerleistungen

Bis 2019 galt die „Verordnung über die Honorare für Architekten- und Ingenieurleistungen“ (HOAI), die vorgab, wie Leistungen im Bereich der Tragwerksplanung zu vergüten waren. Heute haben Architekten und Ingenieure jedoch mehr Freiheit in der Preisgestaltung, orientieren sich aber oft weiterhin an der HOAI, um konkurrenzfähige Angebote zu erstellen. Die HOAI dient weiterhin als Orientierungshilfe für Bauherren, die sich fragen, was ein Statiker kostet. Wenn ein Angebot deutlich günstiger ist als die in der HOAI empfohlenen Preise, könnte dies auf eine geringere Arbeitsqualität hinweisen, da der Statiker möglicherweise weniger Zeit für das Projekt eingeplant hat.

Anrechenbare Kosten als Grundlage der Honorarermittlung

Die Ermittlung des Honorars nach der HOAI basiert auf den sogenannten „anrechenbaren Kosten“. Diese spiegeln sowohl den Sachwert als auch den voraussichtlichen Zeitaufwand wider, den der Statiker benötigt. Basierend auf der DIN 276 setzen sich die anrechenbaren Kosten aus 55 % der Kosten für die Baukonstruktion und 10 % der Kosten für die Technische Ausrüstung zusammen. Die Statiker Kosten hängen daher direkt von diesen Faktoren ab und können je nach Bauprojekt erheblich variieren.

Beispielkalkulation

Im Folgenden haben wir einmal eine Musterkalkulation mit unseren Hausbaukostenrechner 2024 für ein Standard-Einfamilienhaus (EFH) erstellt und die anrechenbaren Kosten für Baukonstruktion und Gebäudetechnik ermittelt:

193.000,00€ × 55% =       106.150,00€
   22.747,00€ ×10%  =           2.274,70€

Anrechenbare Kosten:  108.424,70€

108.424.70€ sind also die Grundlage welche der Tragwerksplaner für seine Honorarberechnung heran ziehen kann.

Honorarzonen und Schwierigkeitsgrad der Statik

Ein weiterer Schritt der Kostenermittlung für Statikerleistungen sind die sogenannten Honorarzonen. Diese Zonen beschreiben den Schwierigkeitsgrad der Statik eines Gebäudes. So ist beispielsweise die Tragwerksplanung bei Gebäuden mit tragenden Wänden, die einen starken Versatz aufweisen, deutlich aufwendiger als bei Gebäuden, deren tragende Wände direkt übereinanderliegen. Auch besondere Anforderungen wie geringere Verformungen als in der Norm vorgesehen oder zusätzliche Temperatureinwirkungen erhöhen die Komplexität und führen zu einer höheren Honorarzone.

Tipp zur Vermeidung höherer Statikkosten

Bereits zu Beginn des Projekts lohnt es sich, mit dem Architekten oder Bauunternehmer über die Aufteilung der Räume und die Positionierung der Wände zu sprechen. Durch strategische Planung können Maßnahmen getroffen werden, die dem Statiker die Arbeit erleichtern und so eine Kostensenkung ermöglichen. Eine durchdachte Raumaufteilung und Wandpositionierung können die Komplexität der Tragwerksplanung reduzieren und damit unnötig hohe Statikkosten vermeiden.

Basishonorar des Statiker

Das Basishonorar ist die Vergütung, die ein Tragwerksplaner für alle Grundleistungen bei der Ausarbeitung einer Statik verlangen kann.

Im Beispiel wird die Honorarzone 2 angenommen, die typischerweise für Gebäude in Holzbauweise gilt. Laut Honorarübersicht liegt das Basishonorar in dieser Zone zwischen 100.000 € und 150.000 €. Zur Veranschaulichung der weiteren Berechnungen wird hier ein Basishonorar von 10.000 € angenommen.

Quelle : Verordnung über die Honorare für Architekten- und Ingenieurleistungen (Honorarordnung für Architekten und Ingenieure – HOAI)– in der Fassung von 2021 –§ 52 Honorare für Grundleistungen bei Tragwerksplanungen Link

Leistungsphasen

In unserem Beitrag „Leistungsphasen„haben wir die verschiedenen Prozesse von der Planung bis zur Abnahme eines Bauwerks beleuchtet. Die HOAI teilt die Beteiligung des Tragwerksplaners in verschiedene Phasen auf, die sich summiert zu seinem Honorar addieren. Bei einem Basishonorar von 10.000 € ergeben sich folgende Anteile:

  • Leistungsphase 1 (Grundlagenermittlung): 3% = 300 €
  • Leistungsphase 2 (Vorplanung): 10% = 1.000 €
  • Leistungsphase 3 (Entwurfsplanung): 15% = 1.500 €
  • Leistungsphase 4 (Genehmigungsplanung): 30% = 3.000 €
  • Leistungsphase 5 (Ausführungsplanung): 40% = 4.000 €
  • Leistungsphase 6 (Vorbereitung der Vergabe): 2% = 200 €

Summe: 10.000 €

Wenn der Statiker nur einen Teil der Leistungen ausführt, wird das Honorar entsprechend angepasst.

Grund- und Sonderleistungen eines Statiker

Leistungsphasen
Beschreibung Grundleistung Sonderleistungen
Leistungsphase 1
  • Überlegungen zur generellen Durchführbarkeit des Bauprojektes.
  • Auflistung der zu erwartenden Leistungen sowie deren Umfang.
  • Dokumentation der Ergebnisse
Keine Sonderleistungen
Leistungsphase 2
  • Beratung und Einbringen von Erfahrungswerten.
  • Aussage, ob Untergrundbemessungen vorab eingeholt werden sollten.
  • Vereinfachte Vorbemessung einiger Bauteile.
  • Mitwirken bei der Ausarbeitung relevanter Unterlagen für Bauantrag.
  • Dokumentation der Ergebnisse.
  • Alternative Ausführungen berechnen.
  • Vorgezogener Nachweis zur Klärung von Detailausführungen.
  • Genauere Vorbemessung zur Fragestellung der Wirtschaftlichkeit.
  • Lastenpläne für die genauere Bewertung des Untergrundes.
  • Nachweis der Gründung
Leistungsphase 3
  • Ausarbeitung eines Statikkonzeptes zur Vorlage bei Bauämtern.
  • Vorgespräche bei Bauämtern.
  • Angaben zu dem erwartenden Materialbedarf.
  • Kostenangaben zu dem Materialbedarf.
  • Baubeschreibung für Vorlage bei Bauämtern.
  • Dokumentation der Ergebnisse.
  • Prüfbare Vorabbemessungen einzelner Querschnitte.
  • Zusammenstellung einer vorläufigen Materialliste.
  • Nachweis der Sicherheit gegen Erdbeben.
Leistungsphase 4
  • Ausarbeitung einer prüffähigen Statik.
  • Ausarbeitung eines Lastplans.
  • Rücksprachen mit Ämtern oder Prüfingenieur.
  • Nachbesserungen
  • Dokumentation der Ergebnisse
  • Prüfbare Vorabbemessungen einzelner Querschnitte.
  • Zusammenstellung einer vorläufigen Materialliste.
  • Nachweis der Sicherheit gegen Erdbeben.
Leistungsphase 5 - Berücksichtigung der Folgegewerken bzgl. der Ausführung.
- Skizzen zur Ausführung für Folgegewerke und Materialangaben.
- Vermerke in Plänen zu besonderen Ausführungen.
- Positionspläne und im Holzbau Verankerungspläne.
- ggf. weitere Rückprachen mit Ämtern und Prüfern.
- Bemessung unter Brandeinwirkung.
- Bemessung mit Materialien höherer oder niederer Qualität.
- Konstruktions- und Befestigungspläne für nicht tragende Bauteile an der tragenden Konstruktion.
Leistungsphase 6 - Genaue Materiallisten.
- Genaue Liste für Verbindungs- und Befestigungsmittel.
- Ausarbeitung einer Leistungsbeschreibung für die Auftragsnehmer.
- Integration von gesonderten Wünschen anderer Gewerke z.B. Durchbrüche für Lüftungsrohre durch tragende Systeme.
- Maßstabsgetreue Fertigungspläne für die Werkstätten.
- Leistungsbeschreibungen für Eventualpositionen.
Leistungsphase 7 - - Bewertung und Prüfung der eingehenden Leistungsangebote.
- Bewertung und Prüfung der eingehenden Kostenangebote.
Leistungsphase 8 - - Kontrolle der Ausführungen auf der Baustelle mit den Planunterlagen.
- Überwachung der statischen Arbeitssicherheit (z.B. Gerüste, Grubensicherungen).
- Überwachung der Betonzusammenstellung.
- Ausführung sensibler Verbindungen in Eigenhand.
- Kontrolle und Prüfung bei ausführungsbedingten Änderungen.
Leistungsphase 9 - - Abnahme der Arbeiten bei Abschluss der Bauphase.
- Nacharbeitung der Pläne mit Änderungen.
- Dokumentation und Aushändigung aller Planunterlagen an Bauherren.

Der HOAI Rechner

Möchten Sie Ihre Kosten Vorab berechnen empfehlen wir Ihnen den HOAI eigenen Kostenrechner.

Zum HOAI Rechner

Bauen im Bestand – Kosten für einen Statiker

Wenn ein Statiker für die Prüfung eines Eingriffs in ein Bestandsgebäude beauftragt wird, können die Kosten für einen Statiker erheblich variieren im Vergleich zu einem Neubau. Grundsätzlich gilt: Je mehr Unterlagen und Pläne aus der ursprünglichen Bauzeit vorhanden sind, desto besser lassen sich der Aufwand und die Statiker Kosten abschätzen und potenziell reduzieren.

Hier einige Erfahrungswerte zu den Kosten für die Statik zur Orientierung:

Wanddurchbruch prüfen : ca 800€
Garagenneubau inkl. Fundament :  1500€
Gebäudeaufstockung :  ca. 3000€
Dachausbau oder Vollsanierung:  1000-2200€

Steuertipp für Bauherren – Kosten für den Statiker absetzen

Grundsätzlich können die Kosten für einen Statiker unter bestimmten Bedingungen steuerlich geltend gemacht werden. Sofern die Beauftragung als Vorsorgemaßnahme erfolgt, zählen diese Ausgaben – unabhängig davon, ob es sich um einen Neubau oder eine Sanierung handelt – als „außerordentliche Belastung“ und können steuerlich berücksichtigt werden. Für Unternehmer besteht zudem die Möglichkeit, die Statiker Kosten als Werbungskosten anzusetzen, sofern die Räume im Gebäude für geschäftliche Zwecke genutzt werden.

Häufig gestellte Fragen

Ein Statiker ist erforderlich, wenn bauliche Veränderungen an tragenden Strukturen vorgenommen werden oder bei Neubauten die Standsicherheit nachgewiesen werden muss. Bei Umbauten, Erweiterungen oder speziellen Gebäudeklassen (z.B. Hochhäuser) ist seine Expertise ebenfalls notwendig.

 

Die Kosten basieren auf den anrechenbaren Kosten und den Honorarzonen nach HOAI. Diese berücksichtigen den Schwierigkeitsgrad und Umfang des Projekts sowie die Baukonstruktion und technische Ausrüstung.

 

Anrechenbare Kosten sind die Grundlage für die Berechnung des Honorars eines Statikers. Sie setzen sich aus einem Prozentsatz der Kosten für die Baukonstruktion (55%) und die technische Ausrüstung (10%) zusammen.

Zusätzliche Leistungen können Bauüberwachung, spezielle Berechnungen, Nachweise für Erdbebensicherheit oder Brandschutz umfassen. Diese Leistungen werden gesondert honoriert.

Ja, die Kosten für einen Statiker können unter bestimmten Voraussetzungen steuerlich geltend gemacht werden, insbesondere wenn sie im Zusammenhang mit Instandhaltungs- oder Modernisierungsmaßnahmen stehen.

Ein Statiker spezialisiert sich auf die Berechnung und Nachweisführung der Standsicherheit von Bauwerken, während ein Bauingenieur ein breiteres Spektrum an Aufgaben, einschließlich Planung und Bauausführung, abdeckt.

Bei der Sanierung von Altbauten bewertet der Statiker die bestehende Bausubstanz und entwickelt Lösungen, um die strukturelle Integrität zu gewährleisten. Dies kann die Verstärkung von Bauteilen oder die Integration neuer Tragwerke umfassen.

Die Kosten für eine statische Berechnung bei einem Einfamilienhaus liegen durchschnittlich zwischen 2.500 und 5.000 Euro, abhängig von der Gebäudekomplexität und den anrechenbaren Kosten

Für einen Wanddurchbruch variieren die Kosten zwischen 500 und 1.500 Euro, je nach Aufwand.

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