Von: Yannick Wild (Bauingenieur, Holzbauingenieur)
Stand: 18.01.2025
Das Pfettendach: Die Lösung im modernen Holzbau und Fertighausbau
Das Pfettendach ist eine der am weitesten verbreiteten Dachkonstruktionen und Lösung im modernen Holzbau und spielt eine wichtige Rolle im Fertighausbau. Es zeichnet sich durch seine einfache Konstruktion, hohe Tragfähigkeit und vielseitige Anwendbarkeit aus. Diese Eigenschaften machen es besonders für den Einsatz in modernen Holzbauprojekten und Fertighäusern attraktiv.
Woran erkennt man ein Pfettendach?
Das deutlichste Merkmal eines Pfettendaches sind die oft sichtbaren horizontalen Holzträger, auch Pfetten genannt, denen das Pfettendach seinen Namen verdankt. Diese Pfetten verlaufen parallel zur Traufe und sind an den tragenden Wänden oder Stützen befestigt. Insbesondere bei traditionellen Konstruktionen oder nicht ausgebauten Dachräumen sind die Pfetten deutlich zu erkennen. Achtung! nur weil keine Mittelpfette verbaut wurde, bedeutet dies nicht automatisch, dass es sich bei der Konstruktion nicht um ein Pfettendach handelt.
Aufbau und Konstruktion eines Pfettendaches
Das Pfettendach zeichnet sich durch seine horizontale Tragstruktur aus, die Sparren über Pfetten abstützt. Diese Konstruktion bietet erhebliche Vorteile in Bezug auf Stabilität und Flexibilität.
Bauteile eines Pfettendaches
Ein Pfettendach besteht aus mehreren zentralen Bauteilen:
Firstpfette: Diese horizontale Balkenlage befindet sich an der Dachspitze und trägt die Sparren im obersten Bereich des Daches.
Mittelpfette: Sie befindet sich zwischen der First- und Traufpfette und unterstützt die Sparren in der Mitte der Konstruktion. Dadurch ermöglicht sie größere Spannweiten.
Traufpfette (oder Fußpfette): Diese liegt im unteren Bereich des Daches und trägt die Lasten, die von den Sparren kommen, auf die tragenden Wände oder andere Stützen ab.
Sparren: Die schräg verlaufenden Balken übertragen vertikale Lasten wie Schnee- und Eigengewicht sowie horizontale Lasten wie Wind auf die Pfetten. Zwischen den Sparren finden Dämmstoffe ihren Einsatz, insbesondere bei einem Warmdach. Dies trägt nicht nur zur Verbesserung des Wärmeschutzes bei, sondern auch zur Energieeffizienz des Gebäudes. Mehr über die Bedeutung und den Aufbau von Warmdächern erfahren Sie in unserem Artikel über Warmdächer.
Besondere Merkmale der Sparrenauflage
Überall dort, wo die Sparren auf den Pfetten aufliegen, müssen die Sparren ausgeklinkt werden auch als „Kerve“ bezeichnet. Die Kerve ermöglicht nicht nur eine einfache Montage und sichere Verschraubung, sondern trägt auch dazu bei, dass das Pfettendach horizontale Lasten effektiv aufnehmen kann, da der Sparen nun an der Kervenfläche gegen die Pfette gedrückt wird. Abhebende Kräfte im Sparren wie Windsog, werden über die Schraube aufgenommen.
Hohe Tragfähigkeit dank moderner Holzprodukte
Für die Konstruktion eines Pfettendachs kommen kommen zwei besondere Holzprodukte zum Einsatz, die den hohen Anforderungen gerecht werden:
Sparren: Diese werden aus Konstruktionsvollholz (KvH) mit der Festigkeitsklasse C24 gefertigt. KvH ist nicht nur stabil und tragfähig, sondern auch leicht zu verarbeiten.
Pfetten: Aufgrund der höheren Belastungen werden hier Brettschichtholz (BSH) mit der Festigkeitsklasse GL24c verwendet. Dieses Material ist dimensionsstabil und bietet eine hohe Tragfähigkeit bei relativ geringem Eigengewicht.
Statische Besonderheiten der Konstruktion
Das Pfettendach ist speziell darauf ausgelegt, Lasten wie Schnee, Eigengewicht und Winddruck zu tragen und effektiv abzuleiten. Traditionell wurden diese Lasten über die Sparren in die Pfette geleitet und dann durch Stützen auf den Boden abgetragen. Heutzutage ermöglichen fortschrittliche Bauweisen, insbesondere im Holztafel– und Holzrahmenbau, dass tragende Wände die Funktion der Pfetten übernehmen. Dadurch sind Pfetten heute oft nur noch über großen Freiflächen notwendig, was eine offenere und flexiblere Raumgestaltung ermöglicht.
Unterschied zum Sparrendach
Das Pfettendach und das Sparrendach unterscheiden sich grundlegend in ihrer Konstruktion und den statischen Anforderungen. Während das Pfettendach durch die horizontale Tragstruktur der Pfetten geprägt ist, basiert das Sparrendach auf der direkten Verbindung der Sparren, die sich an der Dachspitze stützen.
Sparrendach: Vorteile und Herausforderungen
Das Sparrendach bietet den Vorteil, dass es besonders offene Raumkonzepte ermöglicht, da es keine Pfetten oder Stützen erfordert. Allerdings bringt diese Bauweise erhebliche statische Herausforderungen mit sich. Die vertikalen Kräfte müssen direkt über die Sparren in den Kniestock eingeleitet werden. Dies führt jedoch dazu, dass spreizende Kräfte entstehen, die die Kniestockwände auseinanderdrücken können. Um diesem Effekt entgegenzuwirken, sind zusätzliche Verstärkungen oder Zugbänder erforderlich, was die Konstruktion deutlich komplizierter und anfälliger machen kann.
Das Pfettendach ist speziell darauf ausgelegt, Lasten wie Schnee, Eigengewicht und Wind zu tragen und abzuleiten ohne das diese spreizende Kräfte auftreten.
Warum das Pfettendach heute die erste Wahl ist
Die modernen Anforderungen an Wärmeschutz und die Pflicht, Photovoltaikanlagen (PV) auf dem eigenen Dach zu installieren, führen dazu, dass Dächer heute deutlich schwerer und dicker ausfallen als noch vor einigen Jahrzehnten. Diese höheren Lasten machen reine Sparrendächer in den meisten Fällen unwirtschaftlich, da sie komplexe statische Lösungen und große Holzquerschnitte erfordern.
Ein weiterer Vorteil des Pfettendachs ist die Nutzung der Mittelpfette als einfaches und kostengünstiges Auflager für Gauben. Diese Konstruktion erleichtert die Integration moderner Gauben und ermöglicht eine flexible Dachgestaltung.
Holzhaushersteller und Fertighausanbieter schätzen das Pfettendach besonders, da die großflächigen Dachelemente direkt auf die Pfetten gelegt und verschraubt werden können. Diese effiziente Montage spart sowohl Zeit als auch Kosten und macht das Pfettendach zur bevorzugten Wahl im modernen Fertigbau.
Häufig gestellte Fragen
Das Pfettendach nutzt horizontale Balken (Pfetten), um die Sparren abzustützen und Lasten gleichmäßig auf tragende Wände oder Stützen zu verteilen. Ein Sparrendach hingegen stützt sich durch die direkte Verbindung der Sparren an der Dachspitze ab und leitet Lasten direkt in den Kniestock, was zu spreizenden Kräften führen kann.
Pfetten tragen die Lasten von Sparren über große Spannweiten ab. Bei großen Freiflächen, wo keine tragenden Wände zur Verfügung stehen, sind Pfetten unverzichtbar, um die Dachkonstruktion stabil und sicher zu halten.
Für die Sparren wird häufig Konstruktionsvollholz (KvH) der Festigkeitsklasse C24 verwendet. Pfetten bestehen oft aus Brettschichtholz (BSH) der Festigkeitsklasse GL24c, da es eine höhere Tragfähigkeit und Stabilität bietet.
Das Pfettendach zeichnet sich durch seine hohe Tragfähigkeit und Flexibilität aus. Es erlaubt größere Spannweiten und die einfache Integration von Elementen wie Gauben. Zudem ist es durch die horizontale Lastverteilung sehr stabil und eignet sich ideal für den modernen Holzrahmen- und Fertighausbau.