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Von: Yannick Wild (Bauingenieur, Holzbauingenieur)

Stand: 18.03.2024

Baukosten und Finanzierung bei der Risikobewertung

Der Startpunkt jeder Finanzierungsverhandlung mit der Bank sind die Kauf- oder Baukosten. Diese spielen eine wesentliche Rolle bei der Risikoeinschätzung der Bank und beeinflussen nicht nur die Kreditwürdigkeit, sondern auch die Zinsen und Konditionen Ihrer Baufinanzierung. Ein solides Verständnis der Baukosten ist entscheidend, um realistische Finanzierungspläne zu erstellen und unerwartete finanzielle Belastungen zu vermeiden.

In unserer Reihe über die Baufinanzierung führen wir Schritt für Schritt durch alle wesentlichen Punkte und erklären, worauf es ankommt.

In diesem vierten und letzten Teil konzentrieren wir uns auf:

  • Baukosten als Grundlage der Nebenkosten
  • Risikobewertung der Bank

Kauf- und Baukosten

Während die Kaufkosten eines Grundstücks oder einer Bestandsimmobilie relativ leicht zu ermitteln sind – zum Beispiel, weil diese bereits in einem Makler- oder Bankangebot genannt wurden – gestaltet sich die Abschätzung der Neubaukosten deutlich schwieriger und aufwendiger. Jeder Neubau ist einzigartig und spiegelt den individuellen Geschmack der Bauherren wider, wodurch die preisliche Spanne deutlich variieren kann. Dennoch gibt es Möglichkeiten, eine Schätzung der Baukosten zu erhalten. Eine davon ist unser Hausbaukostenrechner und unser ausführlicher Artikel über die Baukosten. Alternativ gibt es auch das, jedoch für Laien schwierigere, Abschätzverfahren über die Baumasse.

Für einen durchschnittlich ausgestatteten Neubau kann ein Kubikmeterpreis von etwa 680€ angenommen werden.

Beispiel: Für eine Baumasse von rund 800m³ ergeben sich ungefähr Baukosten von 544.000€.

Fertighäuser, Sparpotential und Kostenrisiken

Die Abschätzung der Baukosten gestaltet sich bei den zahlreichen Angeboten der Fertighausanbieter deutlich einfacher. Je nach individuellem Geschmack gibt es eine Vielzahl von Anbietern, die Gebäude mit Preisgarantie anbieten und somit sehr verlässliche Baukosten ermöglichen. Es ist jedoch ratsam, Vorsicht walten zu lassen, da Fertighäuser bereits umfassend durchkalkuliert sind, insbesondere in Bezug auf Statik und Materialbedarf. Sonderwünsche wie größere Zimmer oder Änderungen in der Ausstattung werden von den Herstellern oft nur in begrenztem Umfang kostenfrei berücksichtigt. Häufig fallen für solche Wünsche deutliche Zuschläge an, die die Baukosten erheblich erhöhen können. Viele Hausanbieter bieten daher Erstberatungsgespräche an, in denen solche Fragen im Voraus geklärt werden können.

Risikobewertung der Banken

Vor dem Abschluss eines Kauf- oder Bauvertrags ist es jedoch notwendig, den Umfang der Finanzierung mit der Bank zu klären. Um die Kreditsumme und -würdigkeit zu prüfen, setzen Banken auf eine breite Palette von Informationen und Instrumenten, um die Kreditwürdigkeit potenzieller Darlehensnehmer zu bewerten und das Risiko von Kreditausfällen zu minimieren.

Neben der Schufa nutzen Banken dabei auch andere Quellen, um die Kreditwürdigkeit zu prüfen. Dazu gehören Einkommensnachweise, Kontoauszüge, Angaben zur beruflichen Situation und vorhandene Sicherheiten wie Immobilien oder Wertpapiere. Diese Informationen ermöglichen es den Banken, einzuschätzen, ob ein Kreditnehmer in der Lage ist, seine finanziellen Verpflichtungen zu erfüllen und das Darlehen zurückzuzahlen.

Zudem führen Banken persönliche Bonitätsprüfungen durch, bei denen das Zahlungsverhalten des Antragstellers bei früheren Krediten oder anderen finanziellen Verpflichtungen berücksichtigt wird. Dabei spielen spezifische Kennzahlen eine wichtige Rolle, wie zum Beispiel das loan to Value (LTV) Verhältnis. Dieses Verhältnis gibt an, in welchem Verhältnis der Kreditbetrag zum Wert der Immobilie steht, die als Sicherheit für den Kredit dient. Ein niedriges LTV-Ratio gilt dabei als positiv, da es bedeutet, dass der Kreditnehmer einen größeren Eigenkapitalanteil einbringt und somit das Risiko für die Bank verringert.

Zusätzlich wird das debt service to income (DTI) Ratio betrachtet. Diese Kennzahl gibt an, wie hoch die monatlichen Schuldenzahlungen im Verhältnis zum monatlichen Einkommen des Kreditnehmers sind. Ein niedriges DTI-Ratio signalisiert, dass der Kreditnehmer genügend Einkommen hat, um seine Schulden zu bedienen, und wird ebenfalls als positiv für die Kreditwürdigkeit angesehen.

Die Ergebnisse der Kreditprüfung fließen dann in die Entscheidung der Bank ein, ob und zu welchen Konditionen sie einen Kredit gewährt. Dabei berücksichtigen Banken nicht nur die finanzielle Situation des Antragstellers, sondern auch andere Faktoren wie die Höhe des beantragten Kredits, die Laufzeit und die Verwendungszwecke des Darlehens.

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