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Holzdecken

Von: Yannick Wild (Bauingenieur, Holzbauingenieur)

Stand: 30.12.2024

Holzdecken: Nachhaltigkeit, Ästhetik und Funktionalität vereint

Holzdecken sind eine beliebte Wahl für Bauherren und Architekten, die Wert auf Ästhetik, Nachhaltigkeit und Funktionalität im Holzbau legen. Die Holzdecke vereint diese Eigenschaften in einzigartiger Weise. Egal ob im Einfamilienhaus, im Mehfamilienhaus oder im mehrgeschossiger Holzbau – mit Holzdecken setzen Sie stilvolle Akzente und verbessern gleichzeitig das Raumklima. In diesem umfassenden Leitfaden erfahren Sie alles, was Sie über Holzdecken wissen müssen – von den Vorteilen über die verschiedenen Typen bis hin zu wichtigen Planungsaspekten.

Das Wichtigste in Kürze:

  • Holzdecken werden meist fertig angeliefert, sind schnell montierbar und belastbar, was einen schnellen  Baufortschritt ermöglicht.
  • Für eine wirtschaftliche Holzdecke sollte die lichte Spannweite zwischen zwei tragenden Wänden nicht mehr als 5m betragen.
  • Holzbalkendecken bestehen aus Balken, die in einem Abstand von etwa 60-80cm angeordnet sind und deren Zwischenräume gedämmt werden.
  • Brettschichtholzdecken sind durch miteinander verleimte Holzbalken gekennzeichnet, was geringere Höhen ermöglicht.
  • Brettsperrholzdecken bestehen aus kreuzweise verleimten Hölzern und sind ebenfalls sehr tragfähig.
  • Hohlblockdecken bieten ausgezeichnete Trag- und Schallschutzeigenschaften, sind jedoch aufgrund ihrer Bauweise sehr schwer und hoch.

Unterschiede zwischen Holzdecken und Betondecken

Obwohl man meinen könnte, dass sich Beton- und Holzdecken nur in der Optik unterscheiden, bestehen gravierende Unterschiede in ihrer Bauphysik:

  • Gewicht: Betondecken sind schwer und bieten aufgrund ihrer Masse einen hervorragenden Schallschutz. Holzdecken hingegen sind leichter, was sie einfacher zu transportieren und zu montieren macht.

  • Wärmedämmung: Holzdecken bieten eine deutlich bessere Wärmedämmung als Betondecken. Ihr leichter Aufbau wird durch intelligente Konstruktionen wie mehrschichtige Verleimungen oder Dämmstoffe ergänzt, wodurch die fehlende Masse kompensiert wird.

  • Bautempo: Holzdecken können im Werk vorgefertigt und komplett auf die Baustelle geliefert werden. Dies macht sie unschlagbar in puncto Bauzeit, da sie lediglich mit den Wänden verbunden werden müssen. Im Gegensatz dazu werden Betondecken oft als halbfertige Filigrandecken geliefert und erst vor Ort betoniert.

  • Flexibilität: Holzdecken können durch ihre modulare Bauweise einfacher an spezielle Anforderungen angepasst werden, was besonders bei Renovierungen oder Umbauten von Vorteil ist.

Aktuelle Anforderungen an moderne Holzdecken

Die Anforderungen an Decken haben sich in jüngster Zeit erheblich gewandelt. Sie fungieren nicht mehr nur als Raumabgrenzung, sondern müssen auch höchste Standards im Schallschutz und Brandschutz erfüllen. Zudem müssen die Holzdecken zügig verlegbar sein, um so die höheren Baukosten durch geringere Arbeitskosten auszugleichen. Darüber hinaus müssen Decken die Möglichkeit bieten, Elektrik und andere Installationen diskret zu verbergen.

Arten von Holzdecken

Die Holzbalkendecke

Die Holzbalkendecke ist eine traditionelle Methode zur Herstellung einer stabilen und langlebigen Holzdecke. Dabei werden Balken im Abstand von 50-70 cm einzeln oder als Element aus 3-4 Balken mit OSB-Beplankung auf die Wände gelegt. Die Dämmung wird zwischen den Balken platziert, was zur hervorragenden Wärme- und Schalldämmung beiträgt. Je nach Ausführung bieten Holzbalkendecken unterschiedliche Gestaltungsmöglichkeiten.

Technische Eigenschaften und Ausführungen:

  • Abgehängte Decke:

    • Aufbau: Holzbalken, ergänzt durch darunter angebrachte Konstruktionen wie Gipskartonplatten oder Holzverkleidungen.

    • Vorteile: Versteckt Installationen wie Leitungen oder Lüftungssysteme.

    • Nachteile: Verminderte Sichtbarkeit der Holzbalken.

  • Halbverdeckte Decke:

    • Aufbau: Teilweise sichtbare Holzbalken, kombiniert mit Verkleidungselementen.

    • Vorteile: Mix aus rustikalem Charme und modernem Design.

    • Nachteile: Gegenüber der abgehängten Variante Aufgrund der fehlenden Dämmung weniger Schallschutz.

  • Sichtbare Holzbalkendecke:

    • Aufbau: Vollständig sichtbare Holzbalken, die den Raum dominieren.

    • Vorteile: Starker ästhetischer Eindruck, betont die Natürlichkeit des Holzes.

    • Nachteile: Geringere Möglichkeiten zur Integration von Technik. Benötigt für guten Schallschutz mehr Estrich Aufbau.

Anwendung: Die Variante einer sichtbaren Holzbalkendecke eignet sich besonders für Decken in nicht dauerhaft bewohnten Bereichen wie Bühnen und Abstell- oder Lagerräumen. Trotz erhöhter Trittschalldämmung kann Lärm von benachbarten Räumen übertragen werden, weshalb diese Deckenart den meisten Anforderungen an Wohnräume nicht vollständig genügt.

Aufbau einer Holzbalkendecke

Wirtschaftliche Querschnitte: Typische Dimensionen der Holzbalken sind 12×24 cm bei einem Abstand von 63 cm bis 100 cm. Holzbalken können in Längen von bis zu 20 Metern am Stück geliefert werden.

Massivholzdecke

Massivholzdecken bestehen aus durchgehenden Holzbrettern oder Balken, die eine hohe Stabilität und Tragfähigkeit bieten. Diese Deckenart eignet sich besonders für traditionelle Bauprojekte, bei denen die natürliche Holzoptik im Vordergrund steht. Sie sind in der Regel massiv gefertigt, was sie ideal für Bauvorhaben macht, die eine hohe Lastaufnahme erfordern.

Funktionsweise: Massivholzdecken nutzen die natürlichen Eigenschaften des Holzes, um eine stabile und widerstandsfähige Deckenstruktur zu schaffen. Die durchgehenden Holzelemente sorgen für eine gleichmäßige Verteilung der Last und eine hohe Tragfähigkeit.

Aufbau einer Brettschichtholzdecke

Brettschichtholzdecken bestehen aus mehreren Holzlagen, die miteinander verleimt sind. Diese Bauweise sorgt für eine hohe Formstabilität und ist ideal für moderne Architekturlösungen.

Technische Eigenschaften:

  • Aufbau: Mehrlagige, aufrechte verleimte Holzbalken, die die Tragfähigkeit und Stabilität erhöhen.

  • Vorteile: Guter natürlicher Brandschutz, Formstabilität, geringere Verformung bei Temperaturschwankungen, hohe Spannweiten möglich.

  • Nachteile: Höherer Materialaufwand, höhere Kosten.

Wirtschaftliche Elementquerschnitte sind dabei 50-75cm breit und 16-18cm hoch.

Die Elemente können bis zu einer Länge von 20m geliefert werden.

Brettsperrholzdecke

Brettsperrholzdecken zeichnen sich durch ihre kreuzweise verleimten Holzlagen aus. Dadurch sind sie besonders belastbar und vielseitig einsetzbar. Diese Deckenart findet oft Anwendung in großen Bauprojekten wie Mehrfamilienhäusern oder gewerblichen Gebäuden.

Technische Eigenschaften:

  • Aufbau: Kreuzweise verleimte Holzschichten, die eine hohe Stabilität gewährleisten.

  • Vorteile: Hohe Tragfähigkeit, vielseitig einsetzbar, gute Brandschutzwerte bei entsprechender Dicke und Anzahl der Holzlagen.

  • Nachteile: Kostenintensiver als einfache Holzkonstruktionen. Anfälliger für feine Risse Aufgrund natürlicher Spannungen im Holz.

Aufbau einer Brettsperrholzdecke

Wirtschaftliche Brettsperrholzelemente sind zwischen 50-75cm breit und 14-16cm hoch.

Die Brettsperrholzelemente können bis zu einer Länge von 20m und einer breite von 3,5m geliefert werden.

Hohlblockdecke

Hauptziel einer Hohlblockdecke ist es, materialsparend eine tragfähige und schalltechnisch sehr effektive Decke zu schaffen. Die Elemente werden im Werk vorgefertigt und können auf der Baustelle schnell montiert werden. Diese Art der Decke findet vor allem in Gebäuden mit hohen Schallschutzanforderungen Anwendung, wie im Hochbau oder in öffentlichen Einrichtungen.

Technische Eigenschaften:

  • Aufbau: Kreuzweise verleimte Holzschichten, die eine hohe Stabilität gewährleisten.

  • Vorteile: Hohe Tragfähigkeit, vielseitig einsetzbar, zügige Montage vor Ort.

  • Nachteile: Die Herstellung der Hohlbalkendecke erfordert einen höheren Materialeinsatz im Vergleich zu anderen Deckentypen, benötigte Deckenhöhe

Funktionsweise: Der Schallschutz wird durch die schweren, meist aus Steinplatten bestehenden Gefachdämmung gewährleistet. Diese Konstruktion sorgt dafür, dass Lärm effektiv gedämmt wird und die Decke gleichzeitig eine hohe Tragfähigkeit bietet.

Aufbau einer Hohlblockdecke

Wirtschaftliche Querschnitte: Typische Dimensionen sind 1 m bis 1,5 m in der Breite und 16 cm bis 20 cm in der Höhe. Hohlbalkendecken können in Längen von bis zu 20 Metern geliefert werden. Aufgrund des höheren Gewichts sind jedoch spezielle Kräne für die Montage erforderlich.

Die richtige Deckenplanung

Die Kosten einer Decke hängen maßgeblich vom Materialbedarf und dem gewählten Deckentyp ab. Da Letzteres oft eine Frage des persönlichen Geschmacks ist und von Bauherr zu Bauherr unterschiedlich sein kann, ist es ratsam, durch eine sorgfältige Konstruktion und Planung den Materialbedarf zu minimieren.

Grundsätzlich gilt: Je größer ein Zimmer ist, desto mehr Material wird benötigt, um die Decke darüber zu spannen. Wenn jedoch eine größere freie Spannweite gewünscht wird, kann bereits durch eine Änderung der Verlegerichtung ein positiver Effekt auf die benötigte Materialmenge erzielt werden, wie das folgende Beispiel verdeutlicht, bei der die Verformung bei gleichen Querschnitt reduziert werden konnte.

Die Variante 2 erweist sich dabei als deutlich ungünstiger. Wie im Bild unten zu erkennen ist, fällt die Verformung in Zimmer drei aufgrund der längeren Spannweite und fehlenden Abstützung deutlich größer aus als in Zimmer eins und zwei. Dies hätte zur Folge, dass die Decke in Zimmer drei entweder deutlich höher ausfallen müsste oder die Balken in geringeren Abständen angeordnet werden müssten. Eine Verbreiterung der Balken hätte hingegen nur einen geringen Einfluss auf die Verformung.

Natürlich haben noch weitere Faktoren Einfluss auf die Verformung, und das Beispiel dient nur stellvertretend. Als Richtwert sollten Sie eine lichte Spannweite von etwa 5-6m in eine Richtung nicht überschreiten, um noch wirtschaftliche Querschnitte zu erhalten. Ein guter Statiker wird Sie hierbei beraten und Ihnen Tipps bei Ihrer Planung geben.

Fazit zu Holzdecken

Insgesamt bieten Holzdecken eine ausgezeichnete Kombination aus Ästhetik, Funktionalität und Nachhaltigkeit. Bauherren profitieren von ihrer Flexibilität, der einfachen Installation und den langanhaltenden Vorteilen für Energieeffizienz und Schallschutz. Durch die Wahl von Holzdecken können Bauprojekte nicht nur verschönert, sondern auch funktional und nachhaltig verbessert werden.

Häufig gestellte Fragen

Sollte es zu einem Wohnungsbrand kommen, bieten Holzdecken einen sehr guten Schutz. aGrund hierfür ist die Kohleschicht die sich beim anfänglichen Abbrand auf dem Holz bildet und eine Schutzschicht aufbaut. Wollen Sie mehr zum Brandschutz wissen, lesen Sie gerne hier weiter

 

Holzdecken lassen sich je nach Gebäudegröße innerhalb eines Tages montieren und begehen, anders als bei Betondecken muss hier nicht erst auf Trocknungszeiten geachtet werden.

 

Beton ist aufgrund seiner einfachen Herstellung und großen Verfügbarkeit zwar sehr kostengünstig, weshalb Holzdecken auf den ersten Blick teurer erscheinen. Berücksichtigt man jedoch die schnelle Montage und die verkürzte Wartezeit für weitere Arbeiten, sind Holzdecken als gleichwertig zu betrachten

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