Von: Yannick Wild (Bauingenieur, Holzbauingenieur)
Stand: 06.04.2024
Gartenhaus selber bauen
Ein Gartenhaus selber bauen ist für viele Hausbesitzer im Sommer eine beliebte DIY-Aktivität, um ihre handwerklichen Fähigkeiten unter Beweis zu stellen. Doch nach der letzten Schneeschmelze im kommenden Jahr kann es zu bösen Überraschungen kommen: Risse, Feuchteschäden und Pilzbefall an der Konstruktion sind häufige Probleme.
Das Internet und diverse Videoplattformen bieten unzählige Anleitungen, die Hobbyhandwerker dazu ermutigen, die gezeigten Bauprojekte nachzubauen. Allerdings weisen viele dieser Anleitungen gravierende Mängel in Bezug auf Stabilität und Feuchtigkeitsbeständigkeit auf.
Das wichtigste in Kürze
- Beachten Sie die Baugesetze und Genehmigungen für Gartenhäuser.
- Wählen Sie einen optimalen Standort, um Witterungseinflüsse zu minimieren.
- Schützen Sie das Holz mit einem stabilen Dachüberstand.
- Achten Sie auf eine korrekte Türkonstruktion zur Vermeidung von Verformungen.
- Nutzen Sie Konstruktionshilfen zur Verbesserung der Stabilität und Sicherheit.
- Setzen Sie ein solides Fundament ein, um das Absinken zu verhindern.
- Verankern Sie das Gartenhaus sicher, um Wind- und Schneelasten abzuleiten.
Gesetzliche Vorgaben für den Bau eines Gartenhauses
Beim Gartenhaus bauen ist es wichtig, die geltenden Baugesetze zu beachten, da diese von Bundesland zu Bundesland unterschiedlich sind. Städte und Kommunen haben ein Selbstbestimmungsrecht, was bedeutet, dass die Bauvorschriften und -genehmigungen variieren können. Grundstückseigentümer sollten sich daher rechtzeitig bei der zuständigen Behörde informieren, bevor sie mit dem Bau beginnen. Gartenhäuser, die zu groß oder nicht genehmigt sind, gelten als Schwarzbauten und müssen häufig abgerissen werden. Zudem können hohe Bußgelder drohen.
Optimaler Standort für Ihr Gartenhaus
Jedes Grundstück hat seine einzigartigen Lage, Ausrichtung und spezifischen Gegebenheiten. Beim Gartenhaus bauen ist es entscheidend, das Gartenhaus in einem sicheren Bereich zu errichten. Vermeiden Sie die Platzierung in Tiefpunkten des Grundstücks, da bei Starkregen das Risiko besteht, dass sich nicht versickerndes Wasser ansammelt und in Richtung des Gartenhauses fließt. Achten Sie zudem darauf, dass das Gartenhaus nicht zu nah an Jungbäumen errichtet wird, da diese im Laufe der Zeit wachsen und durch ihre Wurzeln sowie die ausladende Krone Schäden verursachen können
Ein Gartenhaus, das auf einer offenen Fläche steht, muss stärker gegen Windböen gesichert werden als eines, das sich in einem windgeschützten Bereich befindet. Um strukturelle Schäden zu vermeiden, sollte das Gartenhaus mindestens 1,5 Meter Abstand von Baumwurzeln aufweisen. Besonders vorsichtig sollten Sie bei Jungbäumen sein, deren Wurzeln noch wachsen, da diese das Fundament des Gartenhauses beschädigen können. Die Wahl des richtigen Standorts ist entscheidend, um die Langlebigkeit und Stabilität Ihres Gartenhauses zu gewährleisten.
Fundament und Untergrund für Ihr Gartenhaus
Obwohl ein Gartenhaus im Vergleich zu einem Wohnhaus leichter ist, sollten das Eigengewicht und seine Auswirkungen auf den Untergrund nicht unterschätzt werden. Ein solides Fundament ist essenziell, um das Absinken des Gartenhauses in den Boden zu verhindern und auftretende Windkräfte sicher abzuleiten. Dadurch wird ein Verschieben des Gartenhauses bei starken Unwettern vermieden. Daher sollte ein Gartenhaus immer auf einem stabilen Streifen- oder Einzelfundament stehen, um die Langlebigkeit und Stabilität der Konstruktion zu gewährleisten.
Effektiver Holzschutz für Ihre Gartenhaus-Konstruktion
Um die Langlebigkeit des Gartenhauses zu gewährleisten, ist es wichtig, das Holz effektiv vor Witterungseinflüssen zu schützen. In unserem Beitrag zum Holzschutz haben wir verschiedene Methoden ausführlich behandelt, wie dieser Schutz langfristig sichergestellt werden kann. Eine bewährte Möglichkeit ist der seitliche Dachüberstand, der Regen- und Spritzwassereinwirkungen verhindert. Gleichzeitig schützt er das Gartenhaus vor abrutschenden Schneemassen, die potenziell Schäden verursachen könnten. Ein solider Holzschutz ist entscheidend für die Stabilität und Wertbeständigkeit Ihres Gartenhauses.
Wichtig:
Es gibt keine einzelne Maßnahme, die die gesamte Konstruktion langfristig vor Schäden bewahren kann. Stattdessen ist ein Zusammenspiel verschiedener aufeinander abgestimmter Schutzmaßnahmen erforderlich, um die Langlebigkeit des Gartenhauses zu gewährleisten.
Tipps zur stabilen Türkonstruktion
Bei einer selbstgebauten Gartenhaustür ist die korrekte Anbringung der Diagonalen entscheidend. Das Eigengewicht der Tür erzeugt ein Drehmoment im Schwerpunkt, das zu Zug- und Druckkräften an den Türbändern führt. Die Diagonale leitet die horizontale Kraft in das untere Band und stabilisiert die Konstruktion, wie in der Abbildung gezeigt. Falsch eingebaute Streben können dazu führen, dass die Tür aufgrund von Verformungen absinkt, was beim Öffnen und Schließen zu einem Schleifen führt und die Bedienung erschwert.
Die Bedeutung von Konstruktionshilfen beim Bau eines GartenhausesDie Bedeutung von Konstruktionshilfen beim Bau eines Gartenhauses
Konstruktionshilfen sollten beim Gartenhaus selber bauen nicht vernachlässigt werden. Diese Bauteile haben keinen statischen Zweck, sind aber besonders hilfreich beim Errichten des Gartenhauses. Wenn Sie das Gartenhaus allein aufbauen, ist es ratsam, auf Konstruktionshilfen zurückzugreifen. Sie erhöhen nicht nur die Arbeitssicherheit, sondern helfen auch dabei, Maße und Toleranzen präzise einzuhalten. Dadurch wird das Risiko von Spalten und Schieflagen minimiert, die den Holzschutz beeinträchtigen könnten. Ideal eignen sich Restabschnitte nach dem Ablängen der Balken, die mit zwei kleineren Schrauben oder Klammern als Anschlagpunkte befestigt werden können.
Robuste Tragkonstruktion für Ihr Gartenhaus
Bauobjekte, die potenziell eine Gefahr für die Allgemeinheit darstellen, müssen gemäß den Bauvorschriften in Deutschland standsicher errichtet werden, einschließlich Gartenhäuser. Je nach Größe und Standort können verschiedene Belastungen auftreten, insbesondere Schnee- und Windlasten, die nicht außer Acht gelassen werden sollten.
Um sicherzustellen, dass auftretende Lasten sicher in den Untergrund eingeleitet werden, ist die Ausbildung eines Fachwerks eine einfache und effektive Lösung. Gemäß dem Motto „Viereck vergeht, Dreieck besteht“ sorgen diagonale Streben für eine stabile Konstruktion und gewährleisten den sicheren Abtrag der horizontalen Windlasten.
Um mögliche Zugkräfte, die das Gebäude zum Kippen bringen könnten, abzuleiten, sollten Zuganker verwendet werden. Schubkräfte, die das Gebäude verschieben könnten, können mittels Ankerbolzen gesichert werden. In einigen Fällen können diese Ankerbolzen auch Zugkräfte aufnehmen, sofern sie entsprechend bemessen sind.
Sparrenbefestigung
Die Sparren bilden zusammen mit der Dachschalung die Dachkonstruktion. Auch hier ist Vorsicht geboten. Oft wird angenommen, dass die Verschraubung der Sparren mit der Pfette ausreicht, um eine stabile Dachkonstruktion zu gewährleisten. Dies ist jedoch je nach Situation unterschiedlich. Besonders bei größeren Spannweiten und sich daraus ergebene höheren Sparren sollte auf stabile Sparrenanker gesetzt werden. Diese sind kostengünstig und bieten neben einer deutlich höhere Montagefreundlichkeit auch eine bessere Standsicherheit.
Häufig gestellte Fragen
Die Baugesetze variieren je nach Bundesland. Informieren Sie sich bei der zuständigen Behörde über Genehmigungen und Vorschriften.
Wählen Sie einen windgeschützten Bereich und vermeiden Sie Tiefpunkte, um Wasserschäden zu verhindern.
Ein stabiles Fundament verhindert das Absinken und leitet Wind- und Schneelasten ab, was die Sicherheit erhöht.
Verwenden Sie Zuganker und Ankerbolzen, um Zug- und Schubkräfte abzuleiten und das Gartenhaus zu stabilisieren.
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