Von: Yannick Wild (Bauingenieur, Holzbauingenieur)
Stand: 15.02.2024
4 Bauweisen ein Holzhaus bauen zu können
Es gibt 4 Bauweisen, ein Holzhaus zu bauen, die nachhaltige und energieeffiziente Lösungen bieten. Wer ein Holzhaus bauen möchte, kann zwischen Methoden wie der Holzrahmenbauweise, dem Massivholzbau, modularen Holzbauweisen oder hybriden Konstruktionen wählen. Jede dieser Bauweisen ermöglicht es Bauherren, ihr Haus umweltfreundlich und individuell zu gestalten. Durch die richtige Wahl der Bauweise lassen sich nicht nur Energiekosten sparen, sondern auch moderne Wohnträume verwirklichen.
Das wichtigste in Kürze:
Rahmenbauweise: Diese Bauweise zeichnet sich durch ihre standardisierte Vorgehensweise aus. Wände können schnell und kosteneffizient gefertigt werden, was die Bauzeit erheblich verkürzt.
Skelettbauweise: Die Skelettbauweise verwendet wenige tragende Bauteile, wodurch große Flexibilität in der Raumgestaltung und -aufteilung ermöglicht wird.
Blockbauweise: Der Blockbau setzt vollständig auf massive Holzstämme oder -balken, was eine besonders natürliche und traditionelle Bauweise gewährleistet.
Massivholzbauweise: Diese moderne Technik verwendet massive Holzelemente wie Brettsperrholz, um stabile und schlanke Tragsysteme zu errichten, die keine zusätzliche Innenverkleidung benötigen.
Begriffserklärung
Zu Beginn ist es sinnvoll, den Begriff „Holzbau“ kurz zu erläutern. Dabei handelt es sich nicht zwangsläufig um ein Gebäude, das vollständig aus Holz besteht. Vielmehr bezeichnet es eine Bauweise, bei der der tragende Kern aus Holz besteht, während das Erscheinungsbild dem eines klassischen Massivbaus aus Beton oder Ziegelstein ähneln kann.
Grundsätzlich lässt sich der Holzbau in leichte und schwere Ausführungen unterteilen. Zu den leichten Bauweisen gehören der Rahmenbau, Tafelbau und Skelettbau, während der Massivbau aus Brettsperrholz und Blockbau zu den schwereren zählt. Leichte Bauweisen setzen auf das Minimalprinzip und reduzieren den Holzbedarf, erfordern jedoch eine gründliche Planung in Bezug auf Statik, Wärme-, Feuchte- und Schallschutz. Schwere Bauweisen benötigen aufgrund ihres höheren Materialbedarfs weniger Planungsaufwand in Bezug auf Statik und Schallschutz.
Holzhaus bauen: Die Tafelbauweise
Die Holzrahmenbauweise, auch als Tafel- oder Ständerwandbau bekannt, ist eine flexible und kosteneffiziente Methode im Holzhausbau. Diese Bauweise wird oft von kleineren Unternehmen vor Ort umgesetzt, während größere Unternehmen vorgefertigte Wandmodule mit integrierten Fenstern anbieten.
Der Rahmenbau erfolgt meist in Werken unter kontrollierten Bedingungen, wodurch Wände unter gleichbleibenden Bedingungen gefertigt werden. Dies minimiert das Schadensrisiko und reduziert wetterbedingte Bauverzögerungen. Die Konstruktion besteht aus Rippen, gehalten von Rähm und Schwelle, mit OSB- oder Gipsfaserplatten als Beplankung. Die Dämmung, häufig als Einblasdämmung, wird platzsparend zwischen den Rippen angebracht und bietet eine hervorragende Setzungsstabilität. Eine Installationsebene ermöglicht die Unterbringung von Strom- und Rohrleitungen. Eine hinterlüftete Fassade sorgt für optimalen Feuchtigkeitstransport und reduziert Schimmelbildung.
Der Rahmenbau ist eine der kostengünstigsten Varianten im Holzbau. Durch die großen leeren Flächen wird Material gespart, und die Vorfertigung ermöglicht eine sehr schnelle Bauzeit. Gleichbleibende Klima- und Feuchtebedingungen im Werk sorgen für optimale Aushärtung von Putzen und Klebstoffen.
Vorteile: Kostengünstig, schnelle Bauzeit, mehr Wohnfläche durch dünnere Wände.
Nachteile: Anfällig für Wind, erfordert konstruktive Aussteifung, begrenzte Umbauoptionen.
Die Rahmenbauweise überzeugt durch ihre Schnelligkeit und Kosteneffizienz. Mit zunehmender Produktionskapazität wird diese Bauweise in Deutschland immer attraktiver und wirtschaftlicher.
Interessiert an der Rahmenbauweise? Entdecken Sie, warum die Tafelbauweise eine noch smartere Option sein könnte! Erfahren Sie mehr über die Vorteile, Kosten und Bauzeiten in unserem ausführlichen Artikel.
Die Skelettbauweise
Die Skelettbauweise zeichnet sich durch ein tragendes Gerüst aus Holz aus, das wie ein Skelett das gesamte Gebäude stützt. Diese Bauweise ermöglicht eine offene Raumgestaltung und flexible Grundrisse, ideal für lichtdurchflutete Wohnräume und moderne Architektur. Die Zwischenräume werden häufig mit nicht tragenden Materialien wie Holzpaneelen oder Glas ausgefüllt, was eine große gestalterische Freiheit bietet.
Das Skelettgerüst besteht aus senkrechten Holzstützen und waagerechten Holzbalken, die das Gewicht des Gebäudes tragen. Diese Konstruktion wird in einer industriellen Vorfertigung hergestellt, was eine schnelle Bauzeit und geringere Kosten zur Folge hat. Die Zwischenräume werden mit vorgefertigten Elementen wie Holzpaneelen oder Glaswänden gefüllt. Diese Elemente werden dann vor Ort montiert, wodurch die Bauzeit weiter verkürzt wird. Die Konstruktion kann flexibel an verschiedene Anforderungen angepasst werden, was die Skelettbauweise besonders vielseitig macht.
Im Gegensatz zum Holzrahmenbau, bei dem die Lasten gleichmäßig über die Wände verteilt werden, setzt der Skelettbau auf einzelne Stützen, um die Lasten punktgenau abzutragen. Daher wird bei der Errichtung solcher Gebäude zunächst das tragende Gerüst errichtet und später mit Innen- und Außenwänden ausgestattet. Da die Lasten nur durch einzelne Stützen abgetragen werden, müssen diese bestimmte Qualitätsmerkmale aufweisen und sind oft größer dimensioniert.
Die Kosten für den Bau eines Hauses in Skelettbauweise liegen zwischen 1.200 und 1.500 Euro pro Quadratmeter. Dank der Vorfertigung und des leichten Materials ist die Bauzeit deutlich kürzer als bei Massivhäusern, oft nur wenige Tage für das Grundgerüst. Dies spart nicht nur Zeit, sondern auch Geld im Vergleich zu traditionellen Bauweisen.
- Schnelle Bauzeit: Vorfertigung ermöglicht schnelle Montage.
- Flexibilität: Leicht anpassbare Grundrisse und Fassaden.
- Ökologisch: Verwendung von Holz als nachwachsendem Rohstoff.
- Mehr Wohnraum: Dünnere Wände bieten mehr nutzbare Fläche
- Dicke Querschnitte: Tragende Bauteile benötigen deutlich dickere Querschnitte, was den Materialaufwand erhöht.
- Ästhetische Einschränkungen: Große Querschnitte können ästhetisch weniger ansprechend sein und erfordern sorgfältige Planung und Gestaltung.
Die Skelettbauweise bietet eine flexible, schnelle und kostengünstige Lösung für den Bau moderner, lichtdurchfluteter Holzhäuser. Dank der industriellen Vorfertigung und den vielseitigen Anpassungsmöglichkeiten eignet sich diese Bauweise besonders für individuelle und nachhaltige Wohnkonzepte.
Die Blockbauweise
Die Blockbauweise zeichnet sich durch die Verwendung von massiven Holzstämmen oder -balken aus, die horizontal übereinander gestapelt werden. Diese traditionelle Bauweise bietet eine natürliche Isolierung und eine rustikale Ästhetik, die vielen Bauherren gefällt. Typischerweise werden Hölzer wie Fichte, Lärche oder Zeder verwendet, wobei jede Holzart spezifische Eigenschaften und Vorzüge mit sich bringt.
Es gibt zwei Hauptvarianten der Blockbauweise: die klassische Bauweise mit Rundstämmen und die moderne Bauweise mit rechteckigen Querschnitten. Während Rundstämme dem Haus ein traditionelles und rustikales Aussehen verleihen, bieten quadratische Balken mehr Gestaltungsmöglichkeiten und eine modernere Ästhetik.
Auch die moderne Blockhaus Architektur wird heutzutage teilweise in Werkstätten vorgefertigt. Hierbei beschränkt sich die Vorfertigung jedoch hauptsächlich auf die Verbindungen der einzelnen Baublöcke. Weitere Arbeitsschritte wie der Einbau von Fenstern und Türen sowie die Installation der Haustechnik werden dann auf der Baustelle durchgeführt.
Für die traditionelle Ausführung mit Rundholz ist eine detaillierte Planung erforderlich, um die Positionierung jedes einzelnen Stammes festzulegen. Aufgrund der individuellen Merkmale der Stämme aufgrund ihres Wuchses muss sichergestellt werden, dass keine Undichtigkeiten entstehen. Andernfalls könnten Schäden durch eindringende Feuchtigkeit entstehen oder der Energieverbrauch erhöht werden.
Entscheidet man sich für die Bauweise mit 4-kantigem Konstruktionsvollholz (KVH), lassen sich die Risiken von Undichtigkeiten deutlich verringern. Zudem gestaltet sich die Planung zur Positionierung der einzelnen Balken einfacher umsetzbar, da diese stärker genormt sind.
Ein Blockhaus wird durch das Stapeln von Holzstämmen oder -balken errichtet. Diese Konstruktion erfordert sorgfältige Planung und präzises Arbeiten, da das Holz „arbeitet“ und sich mit der Zeit setzen kann. Um eine ausreichende Wärmedämmung zu gewährleisten, müssen die Wände eine Mindestdicke von etwa 24 Zentimetern haben. Alternativ kann eine Doppelblock-Bauweise mit einer innenliegenden Dämmung verwendet werden, um hohe Dämmwerte zu erreichen.
Die Kosten für den Bau eines Blockhauses variieren je nach Holzart und Bauweise. Ein einfaches Blockhaus mit 120 Quadratmetern kann schon zwischen 350.000 und 550.000 Euro kosten. Bei schlüsselfertigen Blockhäusern steigen die Kosten deutlich. Die Bauzeit ist relativ kurz, da viele Komponenten vorgefertigt und vor Ort schnell zusammengefügt werden können. Hier lassen sich wiederum Kosten sparen.
- Natürliche Isolierung: Die massiven Holzwände bieten eine gute Dämmung und sorgen für ein angenehmes Raumklima.
- Schnelle Bauzeit: Vorfertigung und einfache Montage verkürzen die Bauzeit erheblich.
- Rustikale und moderne Ästhetik: Wahl zwischen klassischer Bauweise mit Rundstämmen und moderner Bauweise mit quadratischen Balken bietet vielfältige Gestaltungsmöglichkeiten.
- Dämmung und Schallschutz: Blockhäuser haben in der Regel eine geringere Schall- und Wärmedämmung im Vergleich zu modernen Bauweisen.
- Setzungsprobleme: Das Holz „arbeitet“ und kann sich setzen, was Risse und Setzungsprobleme verursachen kann.
- Pflegeaufwand: Holz benötigt regelmäßige Pflege und Schutz vor Witterung und Schädlingen.
Die Blockbauweise bietet eine charmante und vielseitige Methode, ein Holzhaus zu bauen. Sie ist besonders für diejenigen geeignet, die den rustikalen Look und die natürliche Wärme von Holz schätzen. Trotz einiger Nachteile, wie der höheren Pflegeanforderungen und potenzieller Setzungsprobleme, bleibt die Blockbauweise eine beliebte Wahl für viele Bauherren. Die Möglichkeit, zwischen traditioneller und moderner Optik zu wählen, erhöht die Attraktivität dieser Bauweise zusätzlich.
Die Massivbauweise
Die Massivbauweise mit Holz zeichnet sich durch die Verwendung von massiven Holzelementen wie Brettsperrholz (BSP) oder Kreuzlagenholz (KLH) aus. Diese Bauweise bietet eine hohe Festigkeit und ausgezeichnete Wärmedämmung. Die massiven Holzwände sind nicht nur tragend, sondern übernehmen auch die Funktion der Wärmedämmung und sorgen für ein behagliches Raumklima.
Die Herstellung der Holzelemente erfolgt industriell, wobei einzelne Holzschichten kreuzweise verleimt werden, um stabile und formbeständige Bauelemente zu erzeugen. Diese Elemente werden auf der Baustelle montiert, was eine schnelle und präzise Bauweise ermöglicht. Durch die industrielle Vorfertigung können die Bauelemente passgenau produziert und innerhalb kurzer Zeit vor Ort zusammengefügt werden.
Der Kern einer Massivbauweise besteht aus Brettsperrholz, das in mehreren Lagen quer zueinander verleimt ist und dadurch eine hohe Stabilität aufweist. Die Anzahl der Schichten und damit die Dicke des Brettsperrholzes variiert je nach den Anforderungen an die Konstruktion.
Auf die Außenseite wird eine Lattung aus Konstruktionsvollholz (KVH) montiert, deren Zwischenräume mit Dämmstoff gefüllt sind. Darüber wird eine Windsperrfolie aufgebracht, die das Gebäude vor Feuchtigkeit von außen schützt. Die Querlattung und die Fassade bilden dann die abschließende Hülle des Hauses.
Der Massivbau ist in der Regel teurer als der Rahmenbau aufgrund des höheren Holzbedarfs, aber in der Regel günstiger als der Blockbau.
Vorteile der Massivbauweise
- Hohe Festigkeit: Massivholzelemente bieten eine hohe Tragfähigkeit und Stabilität.
- Energieeffizienz: Die massiven Holzwände haben ausgezeichnete Dämmeigenschaften und tragen zu einem geringen Energieverbrauch bei.
- Angenehmes Raumklima: Holz reguliert die Luftfeuchtigkeit und sorgt für ein gesundes Raumklima.
- Schnelle Bauzeit: Dank der Vorfertigung können die Bauelemente schnell montiert werden.
- Kosten: Die Massivholzbauweise ist in der Regel teurer als andere Holzbauweisen.
- Oberflächenschutz: Bleibt die Holzoptik im Innenbereich erhalten, muss daran gedacht werden diese in regelmäßigen Abständen mit Holzschutz zu behandeln. Ein späteres überstreichen wie bei klassischen Innenwänden ist nicht möglich.
Die Massivbauweise mit Holz bietet eine robuste und energieeffiziente Lösung für den Bau von Holzhäusern. Sie ist besonders für Bauherren geeignet, die Wert auf Stabilität, Wärmedämmung und ein angenehmes Raumklima legen. Trotz der höheren Kosten bleibt diese Bauweise eine attraktive Option für nachhaltiges und umweltfreundliches Bauen.
Häufig gestellte Fragen
Ich möchte ein EFH bauen, welche Bauweise eignet sich?
Die Rahmenbauweise ist wohl die mit beste Möglichkeit ein EFH in Holzbauweise zu errichten. Alternativ eignet sich auch eine massivere Bauweise in Brettsperrholz.
Kann man ein Holzhaus verputzen?
Natürlich, jede Holzbauweise kann wie der Massivbau verputzt werden, egal ob Innen- oder Außenseite.
Birgt ein Blockhaus nicht das Risiko von Schimmel?
Bei richtiger Planung und Ausführung kann das Holz problemlos Feuchtigkeit wieder abgeben ohne das Gefahr von Schimmel oder Pilzbefall
Kann man die Wände später noch versetzten oder entfernen um Raumgrößen anzupassen?
Wenn Sie vorhaben zu einem späteren Zeitpunkt Wände zu Entfernen um Räume zu vergrößern, sollte dies zu Beginn einer Planung berücksichtigt werden. Ideal werden solche Wände dann in Rahmenbauweise oder in Trockenbauweise ausgeführt.
Sie benötigen Hilfe oder haben Fragen?
![Logo Holzbau-System](https://holzbau-system.de/wp-content/uploads/2021/04/logo-original-5000.png)