Von: Yannick Wild (Bauingenieur, Holzbauingenieur)
Stand: 09.01.2025
Holzrahmenbau: Definition, Wandaufbau und Baukosten
Der Holzrahmenbau ist eine der populärsten Bauweisen im modernen Holzbau und wird für seine Vielseitigkeit und Effizienz geschätzt. Bei der Definition dieser Bauweise liegt der Fokus auf einem stabilen, aber leichten Wandaufbau, der hervorragende Dämmwerte und Tragfähigkeit kombiniert. Ein zusätzlicher Vorteil sind die vergleichsweise niedrigen Baukosten, die durch kurze Bauzeiten und standardisierte Fertigungsprozesse erreicht werden.
Was ist die Holzrahmenbauweise?
Der Holzrahmenbau ist eine Bauweise, bei der ein tragendes Gerüst aus liegenden und stehenden Holzbohlen erstellt wird. Zwischen den Holzständern werden oft Dämmmaterialien eingefügt, was diese Bauweise energetisch besonders effizient macht. Die Konstruktion wird anschließend mit einer Beplankung, beispielsweise aus Holzwerkstoffplatten oder Gipskartonplatten, abgeschlossen. Diese Technik wird häufig mit Begriffen wie Holzständerbauweise, Holztafelbauweise oder einfach Holzbau assoziiert.
Anwendungen des Holzrahmenbaus
Einfamilienhäuser
Einfamilienhäuser stellen die häufigste Anwendung des Holzrahmenbaus dar. Durch die vergleichsweise geringen statischen Anforderungen solcher Gebäude lassen sich Holzwände und Decken besonders ressourcenschonend herstellen. Dies reduziert nicht nur die Materialkosten erheblich, sondern schafft auch ein angenehmes Wohnklima, das durch die natürlichen Eigenschaften des Holzes positiv beeinflusst wird.
Fertighäuser und Holzhaus-Hersteller
Dank ihrer leichten und kompakten Bauweise eignen sich Holzrahmenwände ideal für den Transport, was sie zu einer bevorzugten Wahl für Fertighausanbieter und Holzhaus-Hersteller macht. Die standardisierte Produktion ermöglicht es, die Häuser kostengünstig herzustellen. Zusätzlich reduzieren wiederholbare Prozesse die Ausgaben für Maschinen und Personal, was die Wirtschaftlichkeit dieser Bauweise weiter steigert.
Modulhäuser
Auch bei Modulhäusern zeigt sich die Effizienz des Holzrahmenbaus. Die Wände werden zu vollständig vorgefertigten Modulen zusammengesetzt, die oft schon die technische Ausstattung wie Kabel und Leitungen beinhalten. Dadurch wird die Bauzeit vor Ort erheblich verkürzt, während gleichzeitig ein hohes Maß an Präzision gewährleistet bleibt.
Energetische Sanierung
Im Rahmen der energetischen Modernisierung bietet der Holzrahmenbau eine praktische Lösung, um bestehende Gebäude aufzuwerten. Holzrahmenelemente können ohne großen Eingriff in die vorhandene Bausubstanz an Außenwände montiert werden. Diese Methode ermöglicht eine schnelle und kosteneffiziente Sanierung, während die ausgezeichneten Dämmeigenschaften der Holzrahmenkonstruktion die Energieeffizienz des Hauses deutlich verbessern.
Aufstockungen
Das sehr geringe Gewicht der Holzrahmenkonstruktionen eignet sich ideal für Aufstockungen, wenn Mauerwerk und Beton wegen ihrer hohen Masse nicht mehr verwendet werden können. Dabei sind meist kaum oder nur geringe statische Eingriffe in die bisherige Bausubstanz nötig.
Wandaufbau einer Holzrahmenkonstruktion
Ein wesentliches Merkmal des Holzrahmenbaus ist der Schichtaufbau, der sowohl energetische als auch schützende Funktionen erfüllt. Holzwände in Rahmenbauweise weisen im Kern in der Regel die selbe Konstruktion auf. Der äußere Aufbau hängt jedoch davon ab, ob es sich um eine Innenwand oder eine Außenwand handelt. Nachfolgend wird der Aufbau beider Wandtypen Schritt für Schritt von innen nach außen beschrieben.
Kern einer Holzrahmenwand
Tragwerk
Das Tragwerk bildet das Grundgerüst der Konstruktion und besteht aus Schwellen und Rippen, die auch als Holzständer bezeichnet werden. Diese Bauteile werden in der Regel aus Konstruktionsvollholz (KVH) gefertigt. Schwellen und Rippen weisen eine Dicke von 6 cm auf. Die Rippen werden im Abstand von exakt 62,5 cm montiert, um sicherzustellen, dass industriell gefertigte OSB-Platten mit einer Breite von 1,25 m exakt auf den Rippen stoßen und vernagelt werden können. Das Tragwerk sorgt somit für die Stabilität der Konstruktion und leitet die Lasten des Gebäudes sicher auf das Fundament.
Dämmung
Die Zwischenräume des Tragwerks werden in der Regel mit Zellulosedämmung gefüllt, die entweder eingeblasen oder als Blockware eingelegt wird. Alternativ können auch Dämmstoffe wie Holzfasern oder Mineralwolle verwendet werden. Diese Schichten bieten hervorragenden Wärme- und Schallschutz und tragen maßgeblich zur Energieeffizienz des Gebäudes bei.
Aufbau einer Innenwand
Bei Innenwänden wird der Kern durch die Beplankung, häufig durch eine OSB-Platte, geschlossen. Zusätzlich wird oft eine Gipskartonplatte angebracht, die sowohl als Tapezieruntergrund als auch bei Brandschutzanforderungen eingesetzt wird. Die Beplankung der Wände dient zudem der statische Aussteifung und sorgt für Stabilität des Gebäudes. So ergibt sich für eine Innenwand eine Gesamtbreite von 15cm, bestehend aus 12cm Konstruktionsvollholz im Kern plus zwei mal 1,5cm Beplankung.
Konstruktionsebene
Müssen Kabel, Steckdosen und Rohrleitungen verlegt werden, geschieht dies in einer vorgesetzten Konstruktionsebene. Diese Konstruktionsebene kann als vorgesetzte Verschalung. Diese Ebene besteht aus horizontalen Latten und kann ebenfalls gedämmt werden. Sie wird in der Regel durch eine oder zwei Lagen Gipskartonplatten geschlossen, was zusätzliche Stabilität und Brandschutz gewährleistet.
Aufbau einer Außenwand
Außenseite
Außenwände müssen spezifische bauphysikalische Anforderungen erfüllen, da sie den wechselnden Witterungsbedingungen und Temperaturschwankungen ausgesetzt sind. Diese Schwankungen können zu Tauwasserbildung innerhalb der Wand führen. Bei einer durchdachten Planung ist dies jedoch unproblematisch. Entscheidend ist die Regel: „Innen dichter als außen“. Damit Feuchtigkeit sicher nach außen verdunsten kann, muss die Wandkonstruktion auf der Innenseite eine höhere Dichtigkeit aufweisen als auf der Außenseite. So bleibt die Holzkonstruktion trocken und vor Schäden geschützt.
Innenseite
Die Innenseite weißt meist den identischen Aufbau auf wie der einer Innenwand. Herbei übernimmt die OSB-Platte zudem die Funktion als Dampfbremse und verhindert so ein eindringen von Feuchtigkeit in den Wohnraum, was sonst wie bei einer gemauerten Wand zu Schimmelbefall führen würde.
Öffnungen Aufgrund von Montagearbeiten oder Stöße werden fachmännisch mit speziellem Klebeband abgedichtet, wodurch die Konstruktion jahrzehntelang beständig bleibt. Ebenfalls können in Außenwänden Konstruktionsebenen genutzt werden.
Welche Wandstärken sind gängig?
Innenwände
Holzrahmen-Innenwände in Einfamilienhäusern weisen in der Regel eine Dicke von 15 cm auf. Sie bestehen aus einem 12 cm breiten Holzrahmen, der mit Wärme- und Schallschutzdämmung gefüllt ist, sowie einer beidseitigen 1,5 cm starken Beplankung aus OSB- oder Gipskartonplatten. Wird eine Installationsebene benötigt, werden die Innenwände um etwa 7cm dicker, dies ergibt sich aus etwa 5cm breiten Montagelatten und einer zusätzlichen Beplankung aus Gipskarton.
Außenwände
Die Stärke einer Holzrahmen-Außenwand variiert je nach klimatischen Anforderungen. Der Kern der Wand, mit einer üblichen Breite von 18 cm, 20 cm oder 24 cm, bildet die Grundlage. Hinzu kommen etwa 7 cm für die Installationsebene und rund 12 cm für die Außendämmung und Fassade, was im Durchschnitt zu einer Gesamtdicke von etwa 36 cm führt.
Brandschutz im Holzrahmenbau
Entgegen einer weit verbreiteten Annahme bietet der Holzrahmenbau einen guten Brandschutz. Holz verkohlt an der Oberfläche und bildet eine schützende Schicht, die das Eindringen von Sauerstoff und das Fortschreiten des Feuers verlangsamt. Zusätzlich können brandschutztechnische Maßnahmen wie spezielle Gipskartonplatten oder das Kapselkriterium K2 60 eingesetzt werden. Wie genau gewährleistet werden kann, dass der Holzbau sicher vor Brandeinwirkungen ist, haben wir in unserem Artikel zum Brandschutz im Holzbau genauer erklärt.
Kosten des Holzrahmenbau
Die Kosten für einen Holzrahmenbau hängen stark vom jeweiligen Haustyp ab. Während die Materialkosten im Vergleich zu Massivbauweisen durchschnittlich etwas höher ausfallen, gleichen sich diese Mehrkosten durch die wesentlich kürzeren Bauzeiten und die damit verbundenen geringeren Lohnkosten oft aus. Für ein individuelles Holzhaus können Bauherren mit etwa 3.200 €/m² Wohnfläche rechnen. Besonders attraktiv ist der Holzrahmenbau für Bauherren, die sich für ein Fertighaus entscheiden, da hier durch standardisierte Prozesse und Vorfertigung sowohl Kosten als auch Bauzeit erheblich reduziert werden. In diesem Fall können Bauherren bereits ab 1.900 €/m² kalkulieren.
Um einen ersten Eindruck der Baukosten Ihres Holzhauses zu erhalten, nutzen Sie unseren Hausbaukostenrechner und Fertighauskostenrechner.
Holzrahmenbau und Holztafelbauweise: Unterschiede und Gemeinsamkeiten
Ob Rahmen-, Ständer– oder Tafelbauweise – alle drei beruhen auf dem Prinzip eines skelettartigen Wandaufbaus, unterscheiden sich jedoch hinsichtlich des Vorfertigungsgrades. Bei der Rahmen- und Ständerbauweise werden in der Regel nur einseitig beplankte Holzkonstruktionen angeliefert, die teilweise sichtbar bleiben. Im Gegensatz dazu liefert die Holztafelbauweise bereits komplett geschlossene Wände, die integrierte Elektroinstallationen und eine wetterfeste Fassade enthalten. Dies führt zu einer gesteigerten Effizienz auf der Baustelle und verkürzt die Bauzeit erheblich. In unserem Artikel zu den Holzbauweisen, gehen wir genauer auf die verschiedenen Möglichkeiten ein, ein Holzhaus zu bauen.